Eine Exkursion in Mannheim rund um Kunst und Kultur mit dem Deutsch-Türkischen Institut für Arbeit und Bildung e.V.

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Foto: DTI-Mannheim

MANNHEIM. Am Samstag, 8. Februar 2020 veranstaltete die Kunsthalle Mannheim mit dem Deutsch-Türkischen Institut für Arbeit und Bildung e.V. einen Stadtsparziergang (City Walk). Startpunkt war die Kunsthalle mit den Skulpturen des Mannheimer Bildhauers aus Neckarau, Gustav Seitz (1906-1969). Die Teilnehmer*innen sprachen über „Leib und Seele“, den Umgang mit Körperlichkeit und zogen Vergleiche zu Darstellungen der Muttergöttin aus Anatolien. Anschließend begaben sie sich auf den Weg durch die Stadt Mannheim zu Orten, die für die „deutsch-türkische Community“ eine besondere Bedeutung haben.

In der Kunsthalle brachte Programmkuratorin Dörte Dannemann den Teilnehmer*innen die Biografie von Gustav Seitz und seine Werke nahe. Vor einem Porträt von Wolfgang Amadeus Mozart und mit seinem berühmten „Türkischen Marsch“ im Hintergrund erläuterte Gizem Weber, Projektkoordinatorin des DTI, ihre Interpretation der Werke Seitz‘. „Ein Kunstwerk ist die Mischung aus Gefühlen, Formen und Farben. Wir stehen hier in einem Raum mit Porträts und Körpern. Als ich das erste Mal in diesem Raum war, haben die in diesem Raum stehenden Darstellungen und Ausgestaltungen des menschlichen Körpers mich an den berühmten Kult der Muttergöttin aus Çatalhöyük (8. Jahrtausend v. Chr.) in der Türkei erinnert – idolhaft als Fruchtbarkeitsmetapher“.

Die erste Station des eigentlichen Stadtspaziergangs war Jungbusch. In den Räumlichkeiten der heutigen zeitraumexit e.V. nahm die Erfolgsgeschichte der Mannheimer Firma SUNTAT ihren Anfang. Mustafa Baklan, geschäftsführender Gesellschafter der SUNTAT Unternehmensgruppe und Vorstandsvorsitzender des DTI erzählte persönlich, wie er mit seinen Brüdern 1986 seinen ersten Supermarkt in der Hafenstraße gegründet hatte, aus dem dann ein großes Einzelhandelsgeschäft wurde. Er berichtete davon, wie er sich in die deutschen Standards und Normen einarbeitete, um die aus der Türkei importierten Waren fachgerecht anzubieten. Was damals mit einem kleinen Supermarkt anfing, ist inzwischen zu einem Lebensmittelimperium geworden.

Der Weg aus der Hafenstraße führte die Teilnehmer*innen zu der Bäckerei Taksim (Baklavacı). Ein türkisches Sprichwort lautet Tatlı yiyelim, tatlı konuşalım (Süß lass uns essen, süß lass uns reden). Es ist gang und gäbe bei freudigen Anlässen, wie Hochzeiten, Geburten oder religiösen Festlichkeiten, Baklava an Freunde, Bekannte sowie Nachbarn zu verteilen. So konnten auch die Gäste des City Walk diese feine Süßigkeit aus der Türkei genießen und sich dabei über Mannheim und seine Migrationsgeschichte austauschen.

Am Neckartor erzählte Erdal Türemiş in seiner sehr lebendigen Art die Geschichte des „keder taşı“, des so genannten „Kummersteins“, die er selbst nach seinem Umzug nach Mannheim miterlebt hat. Diesen Stein nutzten die ersten Gastarbeiter aus Italien als Treffpunkt. Im Laufe der Zeit wurde diese Tradition von den Gastarbeitern aus der Türkei weitergeführt. Um diesen Stein herum wurde über alle Themen gesprochen, die die Gastarbeiter bewegten: Politik, Hochzeitsplanung für Kinder, Geschäftsvereinbarungen. Er hatte damit eine ähnliche Funktion, wie die „Männercafés“ in der Türkei. .

Die Stadtspaziergänge, die so genannte City Walks, der Kunsthalle werden von interkulturellen Vereinen, lokalen Initiativen und von Künstler*innen angeleitet, nehmen ein Kunstwerk der Kunsthalle zum Ausgangspunkt, verbinden es mit einer persönlichen Geschichte und führen dann auf einen Spaziergang hinaus in die Stadt.

Über das Deutsch-Türkische Institut für Arbeit und Bildung e.V.

Das Deutsch-Türkische Institut für Arbeit und Bildung (DTI) fördert kulturelle, gesellschaftliche und wirtschaftliche Begegnungen und trägt dadurch aktiv zur Verständigung und Zusammenarbeit zwischen Deutschen und in Deutschland lebenden Türken bei. Wir sind Unterzeichner der Mannheimer Erklärung für ein Zusammenleben in Vielfalt. Das DTI-Team setzt sich zusammen aus dem Vorstand, dem Kuratorium, der Projektkoordination und allen aktiven Mitgliedern. Das DTI konzentriert sich auf die Themen Arbeit und Bildung in folgenden vier Aktivitätsfeldern: Networking, Bildung, Regionalforschung, Migrations- und Integrationsberatung.

Zusätzlich betreiben wir das Koordinationsbüro der landesweiten Bildungsaktion „Mitmachen Ehrensache“ für Mannheim. Schirmherr der Mannheimer Aktion ist Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz. Die Aktion, bei der landesweit tausende Schüler*innen einen Tag lang für einen guten Zweck arbeiten, gibt es bereits seit 18 Jahren. Das DTI ist die zudem die Koordinierungsstelle des Projektes „Mannheimer Bildungsgeschichten – Vielfältige Wege zum Erfolg“.

Das DTI ist ein gemeinnütziger und neutraler Verein, ohne politische Ausrichtung oder religiöse Zugehörigkeit. Wir sind gleichzeitig ein selbstständiges „AN-Institut“ der Hochschule der Wirtschaft für Management (HdWM) in Mannheim.

Das DTI wurde im Jahr 2012 als gemeinnütziger Verein von Mustafa Baklan (geschäftsführender Gesellschafter der SUNTAT Unternehmensgruppe) und Prof. Dr. Franz Egle (damals Präsident der Hochschule der Wirtschaft für Management) gegründet.