Die Türkei als Wirtschaftspartner?

MANNHEIM. „Einstieg Türkisch – Erfolgreiche Zusammenarbeit mit türkischen Geschäftspartnern“ – so lautete der Titel eines zweitägigen Workshops, den das Deutsch-Türkischen Institut für Arbeit und Bildung e.V. (DTI) in Kooperation mit der Mannheimer Hochschule der Wirtschaft für Management (HdWM) im September veranstaltet hat. Im Fokus des Workshops stand die türkische Alltags- und Geschäftskultur.

Mehrere Experten aus dem Bereich der deutsch-türkischen Wirtschaftsbeziehungen sprachen aus ganz unterschiedlichen Perspektiven bspw. über rechtliche, kulturelle und administrative Fragen grenzüberschreitender wirtschaftlicher Zusammenarbeit. Der Workshop richtete sich damit insbesondere an deutsche Manager und Fachexperten mit Arbeits- und Geschäftskontakten in der Türkei. Gastgeber der Veranstaltung waren der geschäftsführende Gesellschafter der BAKTAT-Gruppe und Vorstandsvorsitzende des DTI, Mustafa Baklan, sowie der Präsident der HdWM, Prof. Dr. Franz Egle.

Business à la Turca

 „German-Turkish Business Cultures – Very different? Maybe… But, at the same time so close!“ Diese These unterbreitete Server Aydın, der stellvertretende Geschäftsführer und Chief Commercial Officer der Sunexpress Deutschland den Teilnehmern. In seiner Präsentation betonte Aydın die Rolle der Globalisierung und der sozioökonomischen Transformationen in der Türkei. Wie eine Kettenreaktion beeinflussten diese Geschäftssystematik, Geschäftsbeziehungen und letztlich die gesamte türkische Geschäftskultur. Neben Fakten und Zahlen veranschaulichte Aydın mithilfe türkischer Sprichwörter äußerst lebhaft die kulturellen Eigenheiten und Wandlungsprozesse des türkischen Unternehmertums. So erläuterte er beispielsweise, dass die Geschäftskultur der Türkei bis heute von familiären Strukturen geprägt ist. Selbst in großen Unternehmen wird daher auch heute noch nahezu jede Entscheidung vom Inhaber oder Geschäftsführer selbst getroffen.

Was haben die Bürger*innen der Türkei gemeinsam und was trennt sie?

Die Kontakte zwischen Deutschland und der Türkei sind oftmals durch Nichtwissen gekennzeichnet. So bergen private wie berufliche Kontakte ein hohes Potential für Konflikte und Missverständnisse. Dr. Anna Grabolle-Çeliker, die seit 17 Jahren in Istanbul lebt, gab den Teilnehmern eine umfassende Einführung in den gesellschaftlichen, politischen und historischen Hintergrund der Türkei. Anhand von Alltagsbeispielen machte sie begreifbar, welche Werte, Konventionen und Erfahrungen türkischen Geschäftspartnern wichtig sein können. Die Ethnologin brachte den Teilnehmern so nicht nur die Türkei und ihre Einwohner näher. Mit ihrem Vortrag konnte sie auch zu einem verbesserten, gegenseitigen Verständnis in der unternehmerischen Zusammenarbeit zwischen deutschen und türkischen Unternehmen beitragen.

Potansiyel Müşteri nicht gleich „potenzieller Kunde“

Ein weiteres Highlight des Workshops war der Vortrag zum Thema „Sprachkompetenz“ von Prof. Dr. Christian Rumpf. Als erfahrener Rechtsanwalt zeigte Herr Rumpf auf, welche Bedeutung die Sprache hat, wenn es um präzise Kommunikation geht – beispielsweise im Rechtsverkehr.

Prof. Dr. Perizat Dağlıoğlu, Professorin für Human Resources Management an der HdWM, ging in ihrem Vortrag umfassend auf die Unterschiede der Teamwork-Konzepte in Deutschland und der Türkei ein.

Eine arbeitspraktische Perspektive brachte auch Keven Isringhaus, der Koordinator Zollmanagement und Richtlinien bei der Firma ZF Friedrichshafen AG, in den Workshop ein. Er sprach über die Chancen und Nutzen der Zollunion. Dabei stellte er die Warennomenklatur, die Vorteile der Zollunion und neueste Entwicklungen im deutsch-türkischen Warenverkehr heraus.

Ergänzt wurden die thematischen Vorträge um zwei Erfahrungsberichte. Manfred Winter, der Vorstandsvorsitzende der GFN AG erläuterte die Herausforderungen deutsch-türkischer Bildungskooperationen. Gemeinsam mit einem türkischen Partner betreibt die GFN AG, seit 2012 die „Wissen Akademie“ in Istanbul. Hier bildet sie jedes Jahr rund 500 junge Akademiker zu unterschiedlichen IT-Schwerpunktthemen aus.

Der zweite Erfahrungsbericht beschäftigte sich mit erneuerbaren Energien. Dieser Wirtschaftszweig hat in den vergangenen Jahren in Deutschland und der Türkei enorm an Bedeutung gewonnen. In seinem Vortrag sprach Atalay Yazgan, der Key Account Manager Türkei der Axitec GmbH, über die Entwicklung der Solarenergie in der Türkei und das Potential für deutsch-türkische Kooperationen in diesem Bereich.

Der erste Workshop-Tag endete mit einem gemeinsamen Imbiss, bei dem die Teilnehmer und Referenten die Vortragsthemen im privaten Gespräch vertiefen konnten.

Ein exklusiver Türkischkurs

Der zweite Tag des Workshops war einem kompakten Türkischkurs unter der Leitung von Selçuk Koyuncu gewidmet. Ziel war es, den Teilnehmern einen ersten Überblick über die türkische Sprache zu verschaffen. So sollten beispielsweise Möglichkeiten der formellen Anrede und der Begrüßung von Geschäftspartnern erlernt werden. Das äußerst positive Feedback der Teilnehmer bestätigt das DTI darin, in Zukunft weitere Workshops für Interessenten zum Thema deutsch-türkische Wirtschaftskooperation zu veranstalten.

Als Referenten zu den Schwerpunkten des Workshops konnten wir eine Reihe von Experten aus dem Bereich der deutsch-türkischen Wirtschaftsbeziehungen gewinnen, die aus ganz unterschiedlichen Perspektiven bspw. über rechtliche, kulturelle und administrative Fragen gesprochen wurden. 

Gastgeber der Veranstaltung waren der geschäftsführende Gesellschafter der BAKTAT-Gruppe und Vorstandsvorsitzende des DTI, Mustafa Baklan, sowie der Präsident der HdWM, Prof. Dr. Franz Egle.

Gastgeber der Veranstaltung waren der geschäftsführende Gesellschafter der BAKTAT-Gruppe und Vorstandsvorsitzende des DTI, Mustafa Baklan, sowie der Präsident der HdWM, Prof. Dr. Franz Egle.
Thiemo Fojkar (li.), Prof. Dr. Franz Egle
Prof. Dr. Perizat Dağlıoğlu (li.), Manfred Winter, Dr. Anna Grabolle-Çeliker, Mustafa Baklan, Prof. Dr. Christian Rumpf, Gizem Weber, Atalay Yazgan