Gemeinsam ein Zeichen gegen Rassismus setzen – Grundgesetz gibt Orientierung –

Zivilgesellschaftliches Engagement gegen Antisemitismus ist notwendiger denn je! Deutsch-Türkisches Institut, SV Waldhof Mannheim und Nationaltheater Mannheim erinnern an den 72. Jahrestag des Grundgesetzes

MANNHEIM. Am 23.05.2021 jährt sich zum 72. Mal der Tag des Inkrafttretens des Grundgesetzes. Das gemeinnützige Deutsch-Türkische Institut für Arbeit und Bildung e.V. (DTI) erinnert seit fünf Jahren zusammen mit dem Oberbürgermeister der Stadt Mannheim und jährlich mit wechselnden Partnerorganisationen an diesen wichtigen Tag der Demokratie in Deutschland.

Vor zwei Jahren schrieb uns Heribert Prantl, der bekannte Kolumnist und Autor der Süddeutschen Zeitung, zum 70. Jahrestag u.a. folgende Zeilen für unsere damalige Veranstaltung in der Mannheimer Kunsthalle: „Ich wünsche mir, dass das Grundgesetz das Gesetz bleibt, das Grundlage ist für alles, was dieser Staat tut. Das Grundgesetz ist zum Symbol, Zentrum und Alltagsbegleiter der deutschen Demokratie geworden. Alle reden vom Grundgesetz, alle berufen sich darauf; sein erster Satz von der Unantastbarkeit der Menschenwürde ist der wichtigste Satz der Republik. Man kann sich das Grundgesetz nicht hinwegdenken, ohne dass der Erfolg dieses Landes entfiele. Die Frage ist nicht, welche Zukunft man hat oder erduldet, die Frage ist, welche Zukunft man haben will und wie man darauf hinlebt und hinarbeitet. Die Frage ist nicht, was auf die Gesellschaft zukommt, sondern wohin sie gehen will. Dies ist der Appell an jeden Einzelnen, sich für eine andere Zukunft als die mit den populistischen Extremisten zu entscheiden, für eine, in der die Menschenrechte Recht bleiben, für eine Zukunft in sozialer Sicherheit, für eine Zukunft in friedlicher europäischer Nachbarschaft“.

In diesem Jahr sind die Partner der SV Waldhof Mannheim und das Nationaltheater Mannheim. Im Zentrum steht dabei der Artikel 3 des Grundgesetzes:

(1) Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich.

(2 )Männer und Frauen sind gleichberechtigt. Der Staat fördert die tatsächliche Durchsetzung der Gleichberechtigung von Frauen und Männern und wirkt auf die Beseitigung bestehender Nachteile hin.

(3) Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden. Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden.

Dieser Grundgesetzartikel wurde nicht zuletzt bei den antisemitischen Ausschreitungen der letzten Tage – auch in Mannheim auf dem Friedensplatz – mit Füßen getreten. Diesen gewalttätigen Aktionen treten wir mit Entschiedenheit entgegen und setzen gleich drei Zeichen dagegen:

(1) „SCHIESS TORE gegen Rassismus“ mit den Fußballvereinen SV Waldhof und Türkspor Mannheim

(2) „LICHT-AN gegen Rassismus“ mit dem Nationaltheater Mannheim und der Justus-von-Liebig-Schule

(3) „SPRECHENDE WÄNDE gegen Rassismus“ mit Stadt.Wand.Kunst, der GBG und dem Aktionsfonds der Stadt Mannheim: „Zivilgesellschaftliches Engagement gegen Rechtsradikalismus, Muslimfeindlichkeit, Antisemitismus und Antiziganismus“.

Bei allen genannten Projekten sind Mannheimer Schüler:innen und Jugendliche beteiligt.

Corona-bedingt müssen wir die ursprünglich angedachten Termine 20.05. / 23.05. auf den 02./03. Oktober 2021 verschieben, also den Vorabend zum und den Tag der deutschen Einheit.

Beim Projekt „SCHIESS TORE gegen Rassismus“ ist am 02. oder 03.10.2021 ein Freundschaftsspiel zwischen dem SV Waldhof Mannheim und Türkspor Mannheim im Carl-Benz-Stadion geplant (sollte es die Pandemielage und Spielplan der Vereine erlauben), bei dem das SVW-Team Trikots mit Nummern der Grundrechtsartikel auf dem Rücken trägt (siehe Foto). Die Botschaft ist klar: „Wir stehen ein für ein demokratisches Zusammenleben in Vielfalt, bei dem Hass und Ausgrenzung keine Chance haben, schon gar nicht im Fußballstadion“ (Markus Kompp, Geschäftsführer des SVW).

Bei LICHT-AN gegen Rassismus ist eine Lichterkette aus Solarlampen geplant, die Schüler:innen der Justus-von-Liebig-Schule gemeinsam mit einer Künstlerin gestalten. Auf jeder wird eine Botschaft eines Dichters/einer Dichterin oder Philosophen/Philosophin stehen, die für Toleranz und Gleichberechtigung wirbt. Die Lichter werden an geeigneten Stellen in der Stadt sowie am Carl-Benz-Stadion aufgestellt. Schirmherr hierfür ist der in Mannheim lebende Fotograf, Filmemacher und Unesco-Botschafter des Guten Willens, Luigi Toscano, der mit den Worten zitiert werden darf: „Ich bin in Übereinstimmung mit den Veranstaltern des Programms „LICHT-AN“ ohne Zweifel GEGEN Rassismus, bin aber nicht zuletzt – durch die Kunst – absolut FÜR ein Zusammenleben in Vielfalt“.

Neben diesen beiden Aktionen plant das DTI in diesem Jahr ein Projekt „Sprechende Wand gegen Rassismus“ . Mit diesem Urban-Art-Projekt lenken wir den Blick auf die Werte und Chancen einer vielfältigen, inklusiven Gesellschaft. Durch die bildhafte Darstellung des Artikels 3 regen wir zum Nachdenken an. Das Betrachten der Wandmalerei soll zur Reflektion anregen ohne moralischen Überbau und erhobenen Zeigefinger. Es soll niederschwellig die Stadtbevölkerung erreichen und einen Impuls des Wahrnehmens und der Sensibilisierung auslösen. Es ist unser Ziel, die Themen Vielfalt, Diversität und Inklusion „bildhaft“ in den Alltag zu transferieren. Die Urban-Art-Projekte sollen im Alltag, im Vorbeigehen, für einen kurzen Moment der Irritation sorgen und so einen (Nach-)Denkprozess auslösen. Die Wandmalerei soll später auch im Carl-Benz-Stadion zu sehen sein.