Mannheim. Junge Menschen an das Grundgesetz heranzuführen zieht sich wie in roter Faden durch die Arbeit des deutsch-türkischen Instituts für Arbeit und Bildung (DTI). Der 2012 von Mustafa Baklan und dem damaligen Präsidenten der Hochschule der Wirtschaft für Management, Franz Egle, gegründete gemeinnützige Verein engagiert sich in der Demokratiebildung und kooperiert dazu mit drei Mannheimer Schulen. Mit der Johannes-Kepler-Schule wurde das von der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung geförderte Projekt “Openion – Bildung für eine starke Demokratie” angegangen und mit Schülern eine Ausstellung konzipiert, die im Mai 2019 zum 70. Geburtstag des Grundgesetzes in der Kunsthalle gezeigt wurde. “Vielfalt in der Demokratie”, unter diesem Motto sollten die jungen Menschen lernen, wie wichtig dabei ihr eigenes Handeln ist, weil Demokratie am besten durch ein friedliches Zusammenleben der unterschiedlichen Kulturen und Religionen und mit gemeinsamen Begegnungen und Diskussionen gelebt werden kann.
Als Fortsetzung dieses Konzepts, für das Projektleiterin Gizem Weber beim Neujahrsempfang 2020 ausgezeichnet wurde, wurde der gleichnamige Schülerpreis ausgelobt, an dem sich die anderen Partnerschulen, die Friedrich-List-Schule und die Marie-Curie-Schule, mit 46 Schülern beteiligten. “Das Grundgesetz fiel ja nicht vom Himmel, um einfach da zu bleiben. Es braucht vielmehr unsere nachhaltigen und beständigen Anstrengungen”, sagte geschäftsführender Vorsitzender Egle bei der Preisverleihung Ende Juli in der Multihalle. Entsprechend nachhaltig und beständig gestaltet sich auch die Arbeit des DTI zum Thema. Zumal das Grundgesetz viele Themen zum Inhalt habe, die im Rahmen des Preises beleuchtet werden sollen. Zum Auftakt hieß die Aufgabenstellung “Wohnen in Mannheim: Von der Obdachlosigkeit zum Luxus-Penthouse – Was sagt das Grundgesetz dazu?”
In den Artikeln 14 und 15 festgeschriebene Inhalte wie “Eigentum verpflichtet und soll zum Wohle der Gemeinheit gebraucht werden” oder dass Grund und Boden in Gemeineigentum oder andere Formen der Gemeinwirtschaft überführt werden können, formulierte Egle unter “Wir teilen gern” und “Die Stadt gehört allen” für alle verständlich. Entwickelt haben die Schüler daraus spannende Ideen wie das Spiel “Wohnopolis”, dass sich mit dem Kauf und Verkauf von Immobilien befasst, oder “Leben im Pappkarton”, das sich um das Thema Obdachlosigkeit dreht. Neben Geldpreisen für die drei Siegerprojekte können mit finanzieller Unterstützung der GBG demnächst alle Schüler den Seilgarten Mannheim besuchen. Der DTI-Schülerpreis soll von nun an jedes Jahr aufs Neue ausgelobt und rund um den Verfassungstag am 23. Mai in der Kunsthalle verliehen werden, auch wenn dieses Jahr aufgrund von Corona Zeitpunkt und Ort geändert werden mussten.
Mit den Ergebnissen der Premiere zeigt Egle sich jedoch nicht nur inhaltlich sehr zufrieden. “Die Schüler sind am Ball geblieben. Sie werden anderen von dem Projekt erzählen und sehen anhand der Berichte in den Medien, dass ihre Arbeit nicht unbemerkt bleibt”, antwortet er auf die Frage, wie und ob sich der Erfolg in Sachen Demokratiebildung messen lasse. Man sei jedenfalls gespannt, auf die Ideen, die die jungen Menschen im kommenden Jahr entwickeln werden. Vielleicht zum Artikel 3 (“Alle Menschen sind gleich”), in dem es um Gleichberechtigung, Antidiskriminierung und Antirassismus geht. “Wir stimmen uns da gerade mit dem Referenten des Oberbürgermeisters ab”, so Egle.
Dass das DTI im aktuellen Doppelhaushalt der Stadt Mannheim erstmals berücksichtigt wurde, sei ebenfalls als “Erfolgsindikator” zu werten. Dadurch konnten mit Buket Arfundali und Gülsah Alkaya zwei neue Mitarbeiterinnen eingestellt und weitere Projekte in Angriff genommen werden: Mit der deutsch-türkischen Jugendbrücke ist man im Gespräch über ein längerfristiges “virtuelles Klassentreffen” zwischen der Friedrich-List-Schule und einem türkischen Gymnasium, und die Zahl der Schulkooperationen wird in Kürze mit der Justus-von-Liebig-Schule von drei auf vier wachsen. “Als DTI wollen wir Begegnungen ermöglichen, um Vorurteile und Klischees abzubauen”, sagt Egle. Für eine Stadt wie Mannheim, in der so viele Menschen mit Migrationshintergrund leben, sei es wichtig, die Beteiligung hochzuhalten und sich für Vielfalt in der Demokratie zu engagieren.